Reinhard Febel

Logo KDG

*  3. Juli 1952

von Rainer Nonnenmann

Essay

Febels früheste kompositorische Versuche entstanden für Klavier unter dem Eindruck der klassisch-romantischen Literatur. Keines dieser Frühwerke hat Febel in sein Werkverzeichnis aufgenommen, sondern eröffnete seine Werkliste mit Ataraxie für zwei Flötisten (1976). Dieses Stück zeigt ein in sich bewegtes Klangkontinuum, bei dem sich die beiden Stimmen wechselseitig mit denselben repetitiven Reihenkonstellationen umkreisen. Die melodischen Linien und Details werden kontrapunktisch verarbeitet, gelegentlich von rhapsodisch freieren Passagen unterbrochen und stets verwandelt durch Instrumentenwechsel (Piccolo, große Flöte und Altflöte), Vierteltöne, Mehrklänge, neue Spieltechniken sowie fließende Übergänge zu Blas- oder Klappengeräuschen. Aufgrund der nahezu ununterbrochenen 32stel-Bewegung („so rasch wie möglich“) entsteht ein flirrender, insgesamt aber statischer Eindruck (Febel 2004, 234). Indem das Stück am Schluss zur Konstellation des Anfangs zurückläuft, kommt das Thema des griechischen Titels Ataraxie [Unerschütterlichkeit, Gleichmut, Seelenruhe] auch formal zur Geltung.

Ein zweites Flötenstück, Delta für Bassflöte und Tonband (1978), komponierte Febel unmittelbar im Anschluss an seinen ersten Besuch der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, wo er an einem Seminar von Helmut Lachenmann teilnahm. Wie in Lachenmanns Solo-Klarinettenstück „Dal Niente“ (1970) kommen die Flötenklänge, die sich vom Grundton c aus zu einem Delta verzweigen, immer wieder „dal ...